„Die Flughafenregion wird weiter Schaden nehmen“

Evangelischer Dekan Hauer kritisiert Ausbau des Münchner Flughafens

Freising (epd). Die beschlossene Erweiterung des Flughafens München durch eine dritte Start- und Landebahn stößt bei vielen evangelischen Christen in der Region auf Kritik. Das hat der Dekan des evangelischen Kirchenbezirks Freising, Jochen Hauer (51), im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst

(epd) betont. Die Flughafenregion werde “weiter Schaden nehmen, weil sie von den Flughafenbetreibern in erster Linie als Ressource für Raum, Arbeitskräfte und Wohnraum gesehen wird, die Aspekte Lebensqualität, steigende Mensch- und Umweltbelastung und Umweltzerstörung durch den expandierenden Flughafen sind zweitrangig”. Die Flughafenbetreiber seien “Global Player, für die unsere Fragestellungen wie Folgen für die Region und Grenzen des Wachstums nicht Gegenstand ihres Denkens sind”.

Das Argument, neue Arbeitsplätze schaffen zu wollen, sei “ein Totschlagargument”, sagt der Pfarrer. Die Region Freising habe jetzt schon die wenigsten Arbeitslosen in Deutschland. Viele neue Jobs lägen im Niedriglohnsektor. Der Ausbau des Flughafens werde weitere Menschen aus Deutschland und dem osteuropäischen Raum in die hoch-belastete Region locken.

Für deren Ansiedlung gebe es keine ausreichende Infrastruktur. Viele der bisher Zugezogenen seien “völlig entwurzelt”. Hauer beklagt eine fehlende “Entwicklungsagenda” für die Region. Leider kochten auch die politischen Gemeinden jeweils ihr eigenes Süppchen.

Der Dekan will weiter in einer Arbeitsgruppe der Flughafengesellschaft FMG mit Bürgerinitiativen und Interessengruppen der Region mitarbeiten, die fünf Mal getagt hat und das nächste Mal am 17. August zusammen tritt. “Viel erwarte ich mir nicht, aber die Kirchen können die Stimmen der Betroffenen und Belasteten einbringen”, sagt Hauer.

Heinz Brockert (epd)

2005-04-08