Feiertagsbesinnung zu Ostern: Gesucht und gefunden?

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Liebe Leserinnen und Leser,

heute beim Ostereiersuchen macht das natürlich besonders Spaß, wenn der Osterhase schwere Verstecke gewählt hat und die Kinder sie trotzdem finden! Suchen und finden- das machen eigentlich alle gern. Auch wir Erwachsenen sind ungemein erleichtert, wenn wir etwas verlegt haben und es dann wieder finden- die Brille, das Handy, die Fernbedienung…

Wir freuen uns aber nicht nur über Ostereier oder Brillen, die wir gefunden haben. Noch mehr freut es uns, wenn wir einen Freund oder eine Freundin gefunden haben, später einen Partner fürs Leben oder eine Arbeit, die uns erfüllt. Gesucht und gefunden. Das ist schön, wenn es uns im Leben so geht.

Aber nicht immer ist das so einfach. Oft geht die Suche ganz anders aus, als wir es uns wünschen würden.

Wir suchen nach einem Partner, der uns liebt und bekommen Ablehnung zu spüren. Wir suchen nach Heimat und fühlen uns doch nicht wohl am neuen Wohnort. Wir suchen nach Antworten auf unsere Fragen, nach dem Sinn des Lebens, nach dem Warum einer Krankheit- und finden keine Antwort. Wir müssen mit solchen unerfüllten Suchen leben.

Aber vielleicht geht es uns manchmal wie den Frauen am Grab, die auf der Suche nach Jesu Leichnam sind und etwas ganz anderes vorfinden als gedacht.

Die Frauen erschrecken- sie suchen Jesus und stattdessen finden sie ein leeres Grab vor und einen Engel, der zu ihnen spricht: „Was sucht ihr den Lebenden bei den Toten?“ (Lukas 24,5)

Die Frauen haben Dunkelheit und Einsamkeit erwartet und Licht und Freude gefunden. Sie haben Zweifel an Gottes Plan empfunden und stattdessen einen neuen Plan Gottes mit seinen geliebten Menschen erkannt: „Also hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, damit alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern ewiges Leben haben.“ (Joh 3,16)

Gesucht und gefunden- anders als gedacht. Dürfen auch wir uns das von Gott erwarten? Von Ostern, von Jesu Auferstehung? Dass unsere Trauer über Verlorenes oder nicht Gefundenes in Freude verwandelt wird? Auch wenn das, was wir finden, ganz anders ausschaut als erwartet?

Vielleicht hat der Suchende nicht den Partner fürs Leben kennengelernt oder sogar eine Scheidung erlebt, aber dafür den Beistand von wirklich guten Freunden gefunden und erlebt, wie wichtig die Familie ist. Vielleicht hat der Suchende nicht die gewünschte Heimat gefunden, aber Heimatlose und Flüchtlinge kennengelernt, denen er sich ganz nahe fühlt. Vielleicht ist der Suchende nicht gesund geworden, hat aber einen besonderen Halt durch Gott in der Krankheit erlebt und sein Glaube hat sich dadurch vertieft.

Gesucht und gefunden - An Ostern wird es ganz deutlich: Gott sucht mich und dich. Und er will sich von mir finden lassen. Er sucht mich in der dunkelsten Höhle und führt mich wieder ans helle Licht. Heute an Ostern haben wir allen Grund zu lachen: Der Stein ist weg, auch der Stein, der scheinbar vor mancher meiner Türen liegt. Gott zeigt mir durch das leere Grab, dass meine Suche ans Ziel führt- wenn auch anders als erwartet. Denn Gott macht alles neu- nach dem Tod und auch jetzt schon, wenn ich mich verloren fühle. Ich wünsche uns, dass wir wie die Frauen am Grab viele solcher überraschenden Entdeckungen machen, die uns neu aufleben lassen und uns Gott näher bringen.

Machen wir uns heute auf die Suche - nicht nur nach Ostereiern, sondern nach dem nahen Gott, der sich im scheinbar Trostlosen von uns finden lassen will.

Damit wir dann wie die Frauen freudig rufen können: Der Stein ist weg! Meinem Glauben steht nichts mehr im Weg! Ich habe Gott gefunden.

Gesegnete Ostern!

Ihre Pfarrerin Meye Hoesch de Orellana