Gedanken zum Gründonnerstag und Karfreitag 2017

Tut das zur Erinnerung an mich

Abschiedsstimmung liegt über dem Gründonnerstag.
Wenn ein Mensch Abschied nimmt, dann bekommt alles eine besondere Bedeutung: die Worte, die gesprochen werden, die Gesten, die gewechselt werden, die Blicke, die getauscht werden.
„Ich werde dich nicht vergessen“ oder „vergesst mich nicht.“ Manchmal helfen Fotos oder Gegenstände, den Schmerz der Trennung zu überbrücken. Sie erinnern uns an die Menschen, von denen wir uns trennen mussten. Sie erinnern uns an gemeinsame Erlebnisse. Durch das Erinnern bleibt die Beziehung, bleibt die gemeinsame Geschichte lebendig. Auch über große Distanzen hinweg sind wir miteinander verbunden.

Am Gründonnerstag erinnern wir uns an Jesus und seinen Abschied. Beim dem letzten gemeinsamen Essen mit seinen Jüngerinnen und Jüngern teilen sie das Brot und den Wein, wie so oft. Doch dann sagt er zu ihnen: „Tut das zu meinem Gedächtnis“ – tut das zur Erinnerung an mich. Vergesst mich nicht. Erinnert euch an mich. Wenn ihr das Brot und den Wein teilt, dann bin ich bei euch. In eurer Erinnerung bin ich lebendig.

Am nächsten Tag, am Karfreitag, ist das Kreuz für ihn schon bereit. Die zerstörerischen Kräfte, die dunklen Mächte, die ungerechten Machenschaften und Sünden dieser Welt schlagen gnadenlos zu. Jesus stirbt am Kreuz.

Doch das Ende ist nicht das Ende. Der Tod kann Jesus nicht endgültig zerstören. Gott ist nicht totzukriegen. Aus dem Tod steht das neue Leben auf. Ostern.

Das Kreuz, das Zeichen des Todes wird zum Zeichen des Lebens.

„Wir sind Protestleute gegen den Tod“, soll der schwäbische Theologe und Politiker Christoph Blumhardt gesagt haben. Den Himmel auf Erden können wir nicht schaffen, das wissen wir. Aber wir können die Welt verändern. Weil wir glauben, dass der Tod nicht das letzte Wort spricht. Gott spricht es. Die Zukunft ist offen. Weil Gott es will.

Wenn wir in diesen Tagen an Jesus, an seinen Abschied, seinen Tod und seine Auferstehung denken, dann ist das nicht nur ein bloßes Gedenken. Brot und Wein werden zu Zeichen seiner Gegenwart und für uns zum Brot des Lebens und zum Kelch der Freude. Er ist bei uns.

Diesen Text von Dekan Jochen Hauer können Sie hier auch

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