Geistliches Wort zum Reformationstag 2018

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von Pfarrer Thomas Prusseit, Epiphanias-Zentrum Freising

Die Bayern müssen in diesem Jahr ohne zusätzlichen Feiertag auskommen. Aber 501 Jahre nach Beginn der Reformation kann man trotzdem fragen was denn von dem Reformationsjubiläumsjahr übrig geblieben ist.

Da muss einmal festgehalten werden, dass die großen Kirchen heute ganz selbstverständlich Ökumene, d.h. den Dialog und die Zusammenarbeit zwischen christlichen Konfessionen praktizieren. Das zeichnet sich besonders in der geschwisterlichen Zusammenarbeit bei Kinderbibeltagen und Ökumenischen Gottesdiensten an der Basis ab. Dann war es nötig, dass sich die Lutherischen Kirchen kritisch mit Äußerungen des Gründervaters Martin Luther auseinander gesetzt haben.

Auf der anderen Seite ist mit einer aktualisierten Lutherbibel die „Heilige Schrift“ wieder neu ins Bewusstsein von Lutheranern gerückt. Und deren aktuelle Bedeutung wird eben nur gesehen, wenn man in die Bibel hineinschaut, sich darin festbeißt und die Worte immer wieder durchkaut. Dann kann man sich auch mit aller Vehemenz dafür einsetzen, dass die Schöpfung bewahrt wird, dass Menschen und die Mitgeschöpfe als Geschöpfe Gottes respektiert werden, egal aus welchem Land sie kommen, welche Religion sie haben, oder welche Hautfarbe. Klar, dass Protestanten dann aufstehen, wenn der Fundamentalismus Blüten treibt und verdrängtes Gedankengut erstarken will, wenn Menschen in Not nicht geholfen wird, oder das Klima der Erde gefährdet ist.

Das Reformationsjubiläum hat auf alle Fälle dazu beigetragen, dass wir uns unserer eigenen Stärken wieder neu bewusst geworden sind und unser Profil geschärft haben. Dass wir das Priestertum aller Gläubigen leben wird darin deutlich, dass es bei uns „Laien“ so nicht gibt, sondern Mitarbeiter ganz selbstverständlich segnen, Gottesdienste gestalten und mit entsprechender Ausbildung sogar das Abendmahl austeilen. Wir haben Frauen in der Kirche als Pfarrerinnen und Bischöfinnen. Dass wir ehr basisdemokratisch und nicht so sehr hierarchisch organisiert sind, ist mit der Kirchenvorstandswahl in der evangelischen Kirche in Bayern zum Tragen gekommen. Die Kirchenvorstände stellen die Weichen der Gemeindeentwicklung, entscheiden über die Rahmenbedingungen für die Gottesdienste, treffen Personalentscheidungen, verwalten das Vermögen der Gemeinde und beschließen Bauangelegenheiten. Wir in Freising bekommen mit dem neuen Evangelischen Gemeindehaus Christi Himmelfahrt einen Ort in dem wir die Freiheit des christlichen Glaubens neu leben und feiern können. Dass das Haus mit Leben gefüllt wird, auch dafür trägt der Kirchenvorstand die Verantwortung, wobei wir als Lutheraner Gott sei Dank auch wissen, dass es letztendlich nicht an uns hängt.