Der Altar ist aus einer 190-jährigen Eiche, die Installation abstrakt, das Kreuz in den Putz geschlagen – die renovierte Christi-Himmelfahrts-Kirche in Freising präsentiert sich modern und klar.
“Es ist wie in einem Baum zu stehen.” Dekan Jochen Hauer ist beeindruckt von der neuen Kanzel, die aus einem dicken Eichenstamm gefertigt ist. Auch der massive Altar und der Ambo sind aus einer einzigen etwa 190-jährigen Eiche gesägt. Der Künstler Werne Mally (München) hat sie kunstvoll in den Kirchenraum eingepasst, der eine neue Weite und Leichtigkeit erhalten hat. Wo zuvor Stufen zum Hochaltar führten, steht jetzt der massive Volksaltar mit Jahresringen und Rissen frei im Raum. “Durch die Vergrößerung des Altarraums ist es der Gemeinde jetzt möglich, sich zum Abendmahl direkt um den Altar zu versammeln”, freut sich die geschäftsführende Pfarrerin Dorothee Löser.
Nach über einjähriger Sanierungszeit ist die Evangelische Kirche direkt am Freisinger Bahnhof in einem Festgottesdienst mit Regionalbischöfin Susanne Breit-Keßler wiedereröffnet worden. Über ein Jahr lang war die Kirche für die Öffentlichkeit unzugänglich, sodass die Gemeinde mit ihren Gottesdiensten auf den Gemeindesaal oder auf umliegende Kirchen ausweichen musste. Dabei erfuhr sie große Gastfreundschaft der katholischen Nachbargemeinden: Im Winter fanden die Gottesdienste in der Kirche des Pallottinerordens statt, das Reformationsfest wurde in der katholischen Stadtpfarrkirche gefeiert. Und an Weihnachten beherbergte sogar der Dom die evangelische Gemeinde – ein ganz besonderes Ereignis für die Freisinger Protestanten. Dennoch sind sie jetzt wieder froh, ihre alte “Christi-Himmelfahrts-Kirche” zurück zu haben – in ganz neuer Gestalt.
Dass der Kirche eine so große Renovierung bevorstand, hatte noch vor wenigen Jahren niemand geahnt. Eigentlich war lediglich eine Orgelsanierung geplant. Bei Recherchen zum Raumklima waren auch die Heizungsschächte inspiziert worden – und hier kam der Schaden auf: Die Bodenplatte war gebrochen, die Kirche hatte nahezu kein Fundament mehr, der Boden senkte sich immer mehr ab. Die Kirchengemeinde musste rasch handeln. Hilfe erhielt sie von dem Architektenbüro Rieger aus Isen, der die Sanierung umsetzte. Und obwohl die Kirche äußerlich erhalten blieb, wurde sie innerlich grunderneuert: Sie wurde komplett ausgebaggert und erhielt ein neues Fundament.
Im Zuge dieser großen Sanierungsmaßnahmen beschloss der Kirchenvorstand, auch den Innenraum der Kirche neu zu gestalten. Bei einem Künstlerwettbewerb zum Thema “Christi Himmelfahrt” setzte sich der Münchner Künstler Werner Mally durch. Sein Entwurf lebt vom Gegensatz zwischen Schwere und Leichtigkeit.
Der Altar sei zwar aus einer einzigen, 190 Jahre alten Eiche gefertigt, erklärt der Künstler sein Werk, doch stehe dieses schwere Material auf “leichten Füßen”. So besteht die Grundfläche, auf der der Altar ruht, lediglich aus einem Kreuz. Auch die Architektur der Kirche wurde mit dem Altar aufgegriffen: Seine Form ist eine exakte Spiegelung der Kirchturmspitze.
In Ihrer Predigt im Gottesdienst zur Wiedereröffnung, in dem sie auch Kanzel und Altar weihte, sprach Regionalbischöfin Susanne Breit-Keßler von einer kraftvollen, inspirierten Idee. “Der Altar spiegelt die Kirchturmspitze, stellt sie auf den Kopf – so, wie unser Glaube manches in uns und um uns umdreht, damit wir leben können, statt platter Selbstverständlichkeit anheim zu fallen.”