Toleranz im Zeichen der ökumenischen Verbundenheit - "Zeitansage" zum Reformationstag

Der traditionelle „Zeitansage“-Gottesdienst der evangelischen Kirche Freising zum
Reformationstag mit Kanzelredner Professor (em.) Dr. Walter Sparn, stand unter der Überschrift ‘Toleranz’.
Als „Zeichen der ökumenischen Verbundenheit“, wie es Dekan Jochen Hauer
formulierte, hatte Pfarrer Monsignore Peter Lederer in St. Georg „seine Tore aufgemacht.“ Die evangelische Christi-Himmelfahrts-Kirche wird derzeit renoviert. Deshalb war es also eine besondere Situation, dass Dr. Walter Sparn aus Erlangen seine Kanzelrede – obendrein zum Thema „Luthers Intoleranz und das Evangelische Toleranzgebot“ – in der katholischen Kirche halten konnte.
Das heute besonders aktuelle Thema „religiöse Toleranz“ beschäftigte bereits Luther zu seiner Zeit, wie Sparn eindrucksvoll schilderte. „Luther war weit entfernt von dem, was wir heute an religiöser Toleranz aufbringen müssen“, erklärte der emeritierte Lehrstuhlinhaber für systematische Theologie und religiöse Gegenwartsfragen. Die Gesellschaft heute müsse sich fragen, ob Toleranz nicht mehr als „bloße Duldung“ sei und die „müsse irgendwann zur Anerkennung führen.“ Luther dagegen sei gerade in
seinem Glauben besonders intolerant gewesen. „Noch schärfer äußerte sich seine Intoleranz gegenüber den Religionen, die nach seiner Meinung die Heilige Schrift falsch auslegen oder ganz verfälschen: Judentum und Islam“, so Sparn weiter.
Der religionspolitische Grundsatz, „Religion ist das Band jeder Gesellschaft“, sei der „Kern religiöser Intoleranz.“ Die Forderung von „religiöser Homogenität“ einer Gesellschaft, sei aber in Zeiten von Staatskirchen im frühneuzeitlichen Europa „der Krankheitsherd religionspolitischer Intoleranz“ gewesen. Den Reformationstag sollte man daher „in klarer Distanzierung von Luthers religiöser Intoleranz feiern.“ Gerade weil Luther die Unterscheidung von „religiöser Autorität und politischer Macht zu einem ersten Grundsatz der Kirchenleitung und der Politik erhoben“ habe,
könne man heute durch das Lutherische Christusbild „unser Verhältnis zu nichtchristlichen Religionen“ überprüfen. Jesus Christus werde „schlechthin überall in der Welt“ gegenwärtig,überall da, wo „die Rechte Gottes“ sei. Gott sei Schöpfer und Erlöser und so „ist doch die Vielzahl und die Vielfalt von Religionen in der Hand des dreieinig lebendigen Gottes.“
Lerne man von Luthers christlichem Gottvertrauen, lerne man religiöse Toleranz:
„Wertschätzende Toleranz fremder Religionen aus christlichem Glauben“, das sei das „evangelisch-lutherische Toleranzgebot“, so Sparn.

Lesen Sie die gesamte Kanzelrede vom 31.10.2013 hier.